Alba Maria Denkes, 18 Jahre
Lothar-von-Faber-Schule
Beste Arbeit des Themas in der Kategorie Bild.
Kommentar der Bundesjury:
Die Darstellung des Körpers ist kein zeitgenössisches Phänomen, sondern bestimmt über Jahrtausende die Ideale und Leitbilder verschiedener Kulturen.
Mittels Digitalisierung und Globalisierung verbreiten sich aktuelle Schönheitsideale wesentlich schneller und (markt-)effektiver als je zuvor. Natürlich werden diese Bilder beworben und setzen sich durch ihre Allgegenwärtigkeit in unseren Vorstellungen durch (z.B. in Werbung).
Dieser geschmäcklerischen Prägung begegnet die Schülerin Alba Maria Denkes der Lothar-von-Faber-Schule in ihrem Bild mit Widerstand. Im Zentrum sehen wir eine junge Frau, unbekleidet, als säße sie im Schneidersitz vor einem Spiegel. Sie beugt sich leicht nach vorne, der/dem Betrachter/in entgegen. Ihre Brüste verdeckt hinter verschränkten Armen, die nackte Haut weich in ein Licht-Schatten-Spiel getaucht. Ihre linke Hand führt sie verlegen an die Wange. Prüfend scheint ihr Blick, frontal ausgerichtet. Doch die junge Frau ist in Gedanken versunken und so legt sich ihre Stirn in Falten und die Lippen öffnen sich.
Rot-gefärbte Haare, gekonnt-gezupfte Augenbrauen, Nasenring, Ohrringe und dunkler Nagellack. Die wenigen Hinweise lassen vermuten, dass es sich um eine zeitgenössische, weibliche Darstellung handelt.
Umgeben ist die junge Frau von einem getupften, wolkenartigen Bildhintergrund. In filigraner Schrifttype prangert über dem Kopf der Frau eine Message: female nudity is NOT vulgar. Während das Bildmotiv uns mit seiner Fülle und den weichen Linien der weiblichen Form in den Bann zieht, erscheinen die Letter dünn und zerbrechlich. Eine geschickte Verbindung zweier Bildelemente (Motiv und Typographie), die sich aufeinander beziehen und für eine Spannung im Bild sorgen: Die weibliche Nacktheit scheint weiterhin zerbrechlich vulgär zu sein, obgleich sie uns nicht unschuldiger begegnen könnte als in diesem Bild. Nichts ist im Hauptmotiv offengelegt, doch die Kategorisierung des Vulgären scheint sich durch die Projektion auf die Nacktheit zu einer Wertigkeit zu steigern.
Die Künstlerin versteht, dass der Körper, insbesondere der nackte Körper, der Projektion des Gegenübers ausgeliefert ist. Und sie findet eine vorauseilende Antwort in der Bildüberschrift und widersetzt sich damit gängigen Klischees.