Esma Kasli, 16 Jahre
Bertolt-Brecht-Realschule Staatl. Realschule Augsburg, Bayern
Die Arbeit erhielt von der Bundesjury die Auszeichnung „Beste Arbeit“ in der Kategorie Bild (Aufgabe 3-3).
Kommentar der Bundesjury: Esma Kasli aus der der Bertolt-Brecht-Realschule Augsburg bearbeitet in ihrem Werk das Thema 3.3 „Migration überschreitet Grenzen“. Die Aufgabenstellung bezieht sich auch auf die Geschichte der Migration von Europäern in der Vergangenheit.
Offensichtlich verweist die Situation, die von der Schülerin der zehnten Klasse dargestellt wird, auf den Zuzug von Gastarbeitern in Deutschland vor Jahrzehnten. In einer nächtlichen Straßenszene zeigt sie einen Gastarbeiter – als Straßenkehrer abgebildet. Dazu schreibt Esma: „Er ‚kehrt‘ sozusagen Geld (DM) und Brot (seine Nahrung), die er sich verdienen muss, um seine Familie im Ausland zu ernähren bzw. finanziell zu unterstützen. Dadurch, dass er ausgewandert ist, spürt er eine innere Einsamkeit, Sehnsucht und Heimweh, da er seine Frau, Kinder und Familie vermisst.“ Die im goldenen Schnitt stehende aufrechte Figur des Protagonisten wird durch das helle Licht einer Laterne beleuchtet und tritt dadurch in den Vordergrund. Sein versunkener, auf die Arbeit gerichteter Blick demonstriert die wirtschaftliche Notwendigkeit, seine Familie zu ernähren. Der projizierte Schatten schlägt eine Brücke zur Gedankenwelt des Gastarbeiters und seinem Zuhause mit Frau und Kind, während der Hintergrund die städtebauliche Entwicklung der damaligen Zeit spiegelt. Die Aussagekraft des Bildes wird durch die gewählte Technik der Bleistiftzeichnung ausdrucksstark unterstützt. Esma beherrscht die Schraffur Technik ausgezeichnet; ihr Duktus wirkt schwungvoll, ungezwungen und lebendig. Weiche Härtegrade des gewählten Materials erlauben ein interessantes, kontrastreiches Licht- und Schattenspiel.
Dieses sehr ernsthafte Thema wird im Bild gekonnt dargestellt und macht auf die Problematik der Gefühlswelten, die mit Migration verbunden sind, aufmerksam. Die Brisanz des Themas ist ungebrochen.