Ida Herrmann, 14 Jahre
Hölderlin-Gymnasium Heidelberg
Beste Arbeit der Aufgabe in der Kategorie Text
Kommentar der Bundesjury:
In überzeugend essayistischer Manier lässt uns Ida Herrmann an ihrem Blickwinkel auf Europa teilhaben. Klug gewählt ist die metaphorische Distanz des erhöhten Standpunktes auf dem Großglockner im Herzen Europas. Von dort lässt die junge Autorin während eines Familienausfluges ihren Blick in alle Himmelsrichtungen schweifen und reflektiert die Situation der Menschen in der Europäischen Union. Da sind zum Beispiel die Flüchtlinge im Lager Moria, an dieser Stelle sei auf den klugen Vergleich zur gleichnamigen Mine im Herrn der Ringe verwiesen, hier zeigt sich Ida Herrmann nachdenklich, vor allem hinsichtlich der Lage der Kinder. Ihr Blick führt weiter nach Paris, zur Île de la Cité, wo die Brandruine von Notre-Dame steht, dann über England, wo ihrer sorgenvoller Blick auf dem Brexit ruht, bis nach Skandinavien. Dort schlägt Ida wieder hoffnungsvollere Töne an, lobt die Fortschritte in der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Ihr Blick auf Europa ist stets kritisch, aber nie hoffnungslos. Und so schließt sie ihren nachdenklichen Rundblick über den Kontinent auch mit hoffnungsvoll gestimmten Worten:
„Das Haus Europa ist nicht im allerbesten Zustand, aber es steht und ist nach wie vor ein Ort, an dem man gut und gerne leben kann. […] Manche Räume in dem Haus sollte man dringend sanieren, aufbauen und ein paar kleine Stellen reparieren, damit das Haus stabil bleibt und nicht auseinanderfällt. Es ist auch so, dass WG-Bewohner ausziehen oder dass sie ihre Räume abschließen, aber dann kommen neue Bewohner mit neuen, tollen Ideen und Vorschlägen für das Haus.“