Berlin und bundesweit – Das Schuljahr 2020/21 war ein Ausnahmejahr, in dem die Kinder und Jugendlichen in Europa großen Belastungen ausgesetzt waren. Deutschlands ältester Schülerwettbewerb hat in seiner 68. Runde dazu eingeladen, die Vor- und Nachteile der Digitalisierung in Europa zu reflektieren. Es sind berührende Einblicke in die Lebenswelt der jüngsten Europäerinnen und Europäer während der Pandemie entstanden.
Wie hat sich die Lebenswelt von Kindern durch die Digitalisierung verändert? Welche kreativen Ausdrucksformen sind erst durchs Internet möglich geworden? Wie haben soziale Medien unsere Kommunikation verändert? Welche Auswirkung hat die Digitalisierung auf unsere Umwelt? Und wie können wir uns in Europa nahe bleiben trotz Abstandsgebot? Die 13 altersdifferenzierten Aufgabenstellungen des Europäischen Wettbewerbs luden dazu ein, sich persönlich und politisch mit Aspekten des digitalisierten Lebens zu befassen.
42.813 Schülerinnen und Schüler von 841 Schulen reichten Bilder, Texte, Videos oder selbst komponierte Musik beim 68. Europäischen Wettbewerb ein, 33 internationale Onlineprojekte entstanden im eTwinning-Zweig. Etwa 550 Arbeiten wurden mit Bundespreisen ausgezeichnet, viele Tausende erhalten zusätzlich Kreis- oder Landespreise. Eine beeindruckende Resonanz in einem beispiellos schwierigen Schuljahr!
Besonders beeindruckend ist die differenzierte Meinungsbildung der Kinder und Jugendlichen: Sie zeigen sowohl kritische als auch positive Aspekte der Digitalisierung auf.
Die Grundschülerinnen und Grundschüler haben originelle Hausaufgaben-, Tröst- oder Corona-Saugroboter erfunden, die ihnen den Alltag ein wenig leichter machen (Bild links von Viet An Nguyen, Markgraf-Diepold-Grundschule).
Die Älteren wiederum setzen sich ausgesprochen (selbst-)kritisch mit der Abhängigkeit von sozialen Medien und Likes auseinander.
Es entstanden futuristische Szenarien einer digitalisierten Zukunft, in der Mensch und künstliche Intelligenz in Konkurrenz treten. Die Arbeiten der Jugendlichen spiegeln die Ambivalenz dieser Entwicklung zwischen technologischem Fortschritt, Überwachung und ethischen Konflikten. Ausdrücklich warnen viele Schülerinnen und Schüler davor, die ökologischen Auswirkungen des digitalen Fortschritts auszublenden.
„Hab ein Paket online bestellt, für wenig Geld verschmutzt man die Welt, nur mit einem Klick wird dir Plastik geschickt und du wirst noch nicht mal gefragt, ob du das willst“, rappen Borna Novakovic und Nick Ahrens in ihrem selbst produzierten Musikvideo.
Das Bild oben ist von Katja Hollmann, Gymnasium Christian-Ernestinum. Alissa Ines Pfeifer greift das Thema in ihrem Animationsfilm künstlerisch auf.
Neben den Risiken der Digitalisierung benennen die Kinder und Jugendlichen jedoch auch viele positive Aspekte: In beeindruckenden Bildern und virtuos animierten Stadtmodellen zeigen sie, wie sich Digitalisierung und Nachhaltigkeit ergänzen können, um das Leben in Europas Städten lebenswerter zu gestalten. Auch loten sie mit Begeisterung die digitalen Chancen für die Kunst aus – es entstanden Hunderte Adaptionen berühmter Kunstwerke, in die die Jugendlichen mit digitalen Tricks ihre eigene Lebenswelt implantiert haben.
In einige Kunstwerke hat sich sogar ein weltberühmtes Virus geschmuggelt: Covid-19 und das dadurch völlig veränderte, zum Teil auch belastende Leben der Kinder und Jugendlichen spricht aus vielen der Arbeiten. (Bild links von Clara Pioch, neue friedländer gesamtschule)
Der beängstigenden Pandemie setzen sie Dankbarkeit für die digitalen Instrumente entgegen, die es ermöglichen, einander trotz Abstandsgebot nah zu sein. In einem berührenden illustrierten Text bringt Hannah Sauchella auf den Punkt, was die Kinder und Jugendlichen im 68. Europäischen Wettbewerb geleistet haben: „Künstler in ganz Europa durchbrechen Corona-Koller, Pandemie-Blues –wir haben so viele Namen für das Gefühl, einfach nur noch schreien zu wollen. Aber wir haben auch die Kreativität, die unsere Welt heilt, wieder mal ein bisschen, gemeinsam.“
Die Verantwortlichen des Europäischen Wettbewerbs freuen sich, dass sie dazu beitragen konnten, die Krise für über 42.000 Kinder und Jugendliche ein wenig bunter und erträglicher zu gestalten.
Wie gehts weiter beim Europäischen Wettbewerb?
Ab sofort sind eine ausführliche statistische Auswertung und die Namen der Preisträgerinnen und Preisträger auf Bundesebene veröffentlicht. Informationen zu den Landespreisträgerinnen und -preisträgern erhalten Sie von unseren Landesstellen.
Anfang Juni veröffentlichen wir unser jährliches Best of-Video, in dem wir etwa 150 herausragende Bilder, Videos und Songs von Schülerinnen und Schülern präsentieren. Wir freuen uns, wenn das Video geteilt wird!
In den kommenden Wochen veröffentlichen wir Arbeiten von Schülerinnen und Schülern auf unserer Website, auf Instagram und Youtube. Wir zeigen hunderte Bilder, Texte, Videos und Songs, die im Rahmen des 68. Europäischen Wettbewerbs entstanden sind. Das Material kann mit Bezug zum Europäischen Wettbewerb genutzt werden. Gerne stellen wir Ihnen spezifisches Material zusammen!
Im Sommer fänden üblicherweise in ganz Deutschland über 80 Preisverleihungen statt, häufig übergeben Ministerinnen, Staatssekretäre, Landtagspräsidentinnen oder Bürgermeister die Preise. In diesem Jahr allerdings gilt: Gesundheit geht vor! Erst wenn größere Zusammenkünfte wieder ohne Risiko möglich sind, können die Preise persönlich übergeben werden.