Zielsetzung
Die Zielsetzungen des Europäischen Wettbewerbs wurde 2015 vom Lenkungsausschuss des Europäischen Wettbewerbs und den EW Referenten der Kultusministerien verabschiedet.
Präambel
Der Europäische Wettbewerb ist der älteste Kinder und Jugendwettbewerb in der Bundesrepublik Deutschland und eine der traditionsreichsten Initiativen zur politischen Bildung in Europa. Er besteht seit 1953. Er wurde von Anfang an durch die Kultusministerien und Senatsverwaltungen der Länder, die Kultusministerkonferenz und die Bundesregierung unterstützt. Das pädagogisch didaktische Konzept des Europäischen Wettbewerbs orientiert sich eng an den Beschlüssen und Empfehlungen der Kultusministerkonferenz.
Die Kultusministerkonferenz hat mit ihrer Empfehlung „Europa im Unterricht“ vom 8. Juni 1978 erstmals die Elemente und Leitlinien des europäischen Bildungsauftrages der Schule dargelegt und diese 2008 aktualisiert und erweitert („Europabildung in der Schule“, 05.05.2008). In dieser Empfehlung ist die Förderung eines europäischen Bewusstseins als pädagogischer Auftrag der Schule verankert. Der Europäische Wettbewerb wird „als wichtiges Instrument der praktischen Schularbeit über Europathemen“ eingestuft.
2009 hat die KMK Qualitätskriterien für bundesweite Schülerwettbewerbe beschlossen. An diesen orientieren sich die Struktur, die pädagogische Ausrichtung und das Projektmanagement des Europäischen Wettbewerbs. Folgerichtig wird der Europäische Wettbewerb als gesellschaftswissenschaftlicher Wettbewerb von der KMK empfohlen. Eine Evaluation der Amtschefkonferenz hat diese Anerkennung des Europäischen Wettbewerbs 2012 bestätigt.
Um die zielorientierte Weiterentwicklung des Wettbewerbs auf Landes und Bundesebene zu unterstützen, hat der Lenkungsausschuss des Europäischen Wettbewerbs in Zusammenarbeit mit den Ländern dessen übergreifende und strategische Ziele im Folgenden pädagogisch didaktisch ausdifferenziert.
Talentförderung: Individuelle Begabungen erkennen und stärken
Der Europäische Wettbewerb motiviert zur kreativen und intellektuellen Auseinandersetzung mit europäischen Themen. Er leistet dies durch altersgerechte und im Schwierigkeitsgrad ausdifferenzierte Aufgabenstellungen, die einen Bezug zur Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen haben. Die freie Methodenwahl, die öffentlichen Auszeichnungsveranstaltungen und die attraktiven Preise tragen zum motivierenden Charakter des Wettbewerbs bei.
Eine besondere Stärke des Europäischen Wettbewerbs ist die Verbindung eines niedrigschwelligen Kreativwettbewerbs für jüngere Kinder mit einem anspruchsvollen Leistungswettbewerb für Jugendliche. Die Breiten und die Spitzenförderung machen den Wettbewerb gleichermaßen aus, keine der beiden Dimensionen ist verzichtbar.
Die Teilnahme am Europäischen Wettbewerb fördert künstlerische, sprachliche und kommunikative Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen und regt diese dazu an, sich in und außerhalb der Schule mit europäischen Themen auseinander zu setzen.
Während Europa in der Schule überwiegend historisch, politisch oder wirtschaftlich thematisiert wird, eröffnet der Europäische Wettbewerb die Möglichkeit, europäische Themen auch in ihrer literarischen, kulturellen oder musikalischen Dimension zu behandeln. Durch den kreativen Zugang werden komplexe und abstrakte Themen für Kinder und Jugendliche leichter zugänglich.
Der Europäische Wettbewerb fördert die Medienkompetenz und die mediale Ausdrucksfähigkeit von Kindern und Jugendlichen durch einen Medienzweig, in dem Videos, multimediale und Online-Beiträge ausgezeichnet werden.
Durch die freie Aufgaben und Methodenwahl nimmt der Europäische Wettbewerb auf individuelle Begabungen und Interessen der Kinder und Jugendlichen besondere Rücksicht. Dadurch wird ihnen ein hohes Maß an Eigeninitiative und selbstgesteuertem Lernen abverlangt. Die Aufgaben können aber auch in kleinen Gruppen bearbeitet werden, wodurch die Teamfähigkeit der Teilnehmenden gestärkt wird.
Die Qualität der Aufgabenstellungen im Rahmen des Europäischen Wettbewerbs wird durch ein Expertengremium, bestehend aus erfahrenen Lehrkräften unterschiedlicher schulischer Disziplinen, sichergestellt. Dieses Gremium, für das jedes Kultusministerium eine Lehrkraft nominiert, steuert sowohl die Themenentwicklung als auch die Bewertung und Auszeichnung der Wettbewerbsbeiträge auf Bundesebene. Die fachliche Qualifikation dieser Lehrkräfte entspricht möglichst der methodischen Bandbreite und Vielfalt an Altersstufen und Schulformen des Europäischen Wettbewerbs.
Die Beiträge der Kinder und Jugendlichen sowie der Lehrkräfte zum Europäischen Wettbewerb werden gewürdigt – durch Urkunden, Veröffentlichungen, attraktive Preise und regionale Auszeichnungsveranstaltungen, die als zusätzliche Breitenwirkung das europäische Bewusstsein in die Gesellschaft tragen. Durch die Einbindung von politischen Repräsentanten auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene erhält die Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger auch öffentliche Anerkennung.
Europakompetenz: Demokratieerziehung und interkulturelle Bildung fördern
Das Rahmenthema des Europäischen Wettbewerbs orientiert sich – soweit möglich und pädagogisch sinnvoll – am Europäischen Jahr, das von der Europäischen Kommission ausgerufen wird. Die Anbindung des Wettbewerbs an das jeweilige Thema des Europäischen Jahres sichert ein hohes Maß an Aktualität und gesellschaftlicher Relevanz der Aufgabenstellungen. Mit dem Format der Sonderaufgabe wird dieser aktuelle Bezug ggf. weiter gestärkt.
Der Europäische Wettbewerb vermittelt in seinen Aufgabenstellungen europäische Werte und stellt damit ein Instrument zur europäischen Demokratieerziehung dar. Die Auseinandersetzung mit aktuellen europäischen Themen stärkt das kritische Denken und die Meinungsbildung der Kinder und Jugendlichen. Die Teilnehmenden werden motiviert, sich als mündige EU-Bürgerinnen und EU-Bürger an der Diskussion gesellschaftlicher und politischer Fragen zu beteiligen.
Durch die interkulturelle Dimension der Aufgabenstellungen, die Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen aus dem europäischen Ausland zusammenzuarbeiten und durch internationale Seminare fördert der Europäische Wettbewerb die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigene Herkunft, vermittelt den Wert kultureller Vielfalt und fördert Toleranz und die Ausbildung interkultureller Kompetenzen. Auch im Hinblick auf die Berufsorientierung werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern transnationale Perspektiven vermittelt.
Insbesondere Reisepreise, bei denen ältere Preisträgerinnen und Preisträger an mehrtägigen Besuchsprogrammen mit politischen und interkulturellen Bildungsangeboten teilnehmen, tragen dazu bei, das theoretisch Erlernte auch in die Lebenspraxis zu integrieren.
Ergänzende Qualitätskriterien und Ziele auf Länderebene: Unterstützung der schulischen Europabildung
Der Europäische Wettbewerb unterstützt den pädagogischen Auftrag der Schule und ergänzt die schulische Europabildung um eine kreative Dimension mit aktuellem Bezug. Während sich die schulische Europabildung meist auf den Sekundarbereich beschränkt, ermöglicht der Europäische Wettbewerb durch seinen kreativen Zugang altersgerechte Europabildung für alle Schülerinnen und Schüler – ab der ersten Klasse. Der Europäische Wettbewerb wird inhaltlich an die Lehr- bzw. Bildungspläne der Länder angebunden und in den Unterricht integriert.
Die Teilnahme am Europäischen Wettbewerb unterstützt Schulen dabei, ein europäisches Profil zu entwickeln und öffnet Türen sowohl für die inhaltliche Arbeit zu europäischen Themen als auch für grenzüberschreitende Kooperationen.
Durch historische und politische Bezüge in den Aufgabenstellungen sowie ergänzen des didaktisches Material vermittelt der Europäische Wettbewerb Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften fundiertes Wissen über die politische und kulturelle Geschichte und Gegenwart Europas. Ergänzend zur Wissensvermittlung und zur Schulung sprachlicher und gestalterischer Kompetenzen fördert der Europäische Wettbewerb interkulturelle Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen, die für das Zusammenleben in Europa wichtig sind.
Der Wettbewerb wird hinsichtlich seines Mehrwertes für die europabezogene Bildungsarbeit in Schulen kontinuierlich evaluiert und optimiert. Lehrkräfte werden durch Fortbildungen und didaktische Arbeitshilfen in ihrer pädagogischen Arbeit zu europäischen Themen unterstützt.